Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern
merrem - Mehrsprachigkeitsbezogenes Reflektieren in der Migrationsgesellschaft
Sara Hägi-Mead, Doris Pokitsch, Tatjana Atanasoska, Aslı Can Ayten, Corinna Peschel
Das Projekt merrem setzt sich zum Ziel im Rahmen der Lehramtsausbildung, kritische Reflexionsprozesse zu initiieren, die mehrsprachigkeitsbezogene, (selbst-)reflexive Auseinandersetzungen anregen, um den Abbau sprachbezogener Vorurteile voranzutreiben. Denn während in der Schule in der Migrationsgesellschaft Mehrsprachigkeiten und sprachliche Mehrfachzugehörigkeiten die Norm und nicht die Ausnahme darstellen, ist ein Großteil der Lehramtsstudierenden monolingual Deutsch aufgewachsen und weiß wenig über die Lebenswirklichkeit und damit einhergehende Bildungskonsequenzen von migrationsbedingt mehrsprachigen Menschen.
Für merrem nutzen wir eigens entwickelte Materialien, die ein biographisches Lernen mit Schwerpunkt reflexives Schreiben ermöglichen. Die Materialien basieren auf schriftlichen studentischen Sprachbiographien, die im Rahmen des Projektes DaZu („Aushandlung von Zugehörigkeiten im Kontext des ‘DaZ-Moduls’” 2017-2019; Leitung Sara Hägi-Mead) an der BUW erhoben und analysiert wurden. Aus insgesamt 287 Biographien (228 einsprachig, 59 mehrsprachig) wurden 16 nach dem Prinzip größtmöglicher Varianz ausgewählt und entlang der folgenden Bereiche aufbereitet:
- (bildungs-)biographische Grunddaten und Kontextualisierung
- die eigene (Ein-, Zwei- Mehr-) Sprachigkeit
- die (Ein-, Zwei- Mehr-) Sprachigkeit Anderer
- Sprache als Distinktionsmerkmal
- Mehrsprachigkeit und pädagogische Praxis
Diese Einteilung ermöglicht eine gezielte Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen von (Ein-, Zwei-, Mehr-)Sprachigkeit aus wechselnden Perspektiven in Bezug auf divergierende Kommunikationskontexte entlang der jeweiligen (bildungs-)biographischen Erzählungen. Für jeden Bereich wurden eigene Übungen entwickelt, die eine kritisch-reflexive Vertiefung der genannten Themen zum Ziel haben. Die Übungen sind aufeinander aufbauend als universitäre Lehrveranstaltung mit insgesamt 12 Sitzungen à 90 Minuten konzipiert. Dabei liegt der Fokus, neben Gruppen- und Paararbeiten, auf individuellen schriftlichen Auseinandersetzungen, die in einem fortlaufenden Portfolio gesammelt werden (Rott 2019). Die didaktische Intervention verfolgt einen Ansatz der biographischen Arbeit. Aufgrund der spezifischen Ausgangslage in Hinblick auf Ein- und Mehrsprachigkeit bei Lehramtsstudierenden in Deutschland, nutzen wir jedoch die Biographien Dritter, um mittels kritisch-reflexiver und biographiebezogener Aufgabenstellungen eine intensive (Selbst-)Reflexion zu eröffnen.
Rucksack-Schule
Projektleitung:
Projektkoordination:
Projektmitarbeitende:
Aslı Can Ayten, M.A., Sofiane Kaci, M.Sc.
Projektbeschreibung:
Das Programm „Rucksack Schule NRW“ zielt auf ein koordiniertes, zirkuläres Ineinandergreifen von Schule, Unterricht, Herkunftssprachlichem Unterricht und dem Elternhaus ab, das das gesamtsprachliche Repertoire der Erst- bis Viertklässler*innen nachhaltig stärkt und Mehrsprachigkeit potenziell allen Schüler*innen als Lernfolie bereitstellen kann. In NRW koordiniert die Landesstelle Schulische Integration (LaSI) im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung die Umsetzung des Programms, disseminiert wird es durch abgeordnete Lehrkräfte in Kommunalen Integrationszentren.
In Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landesstelle Schulische Integration (LaSI) wirkt die Bergische Universität Wuppertal bei der Entwicklung der neuen Rucksack-Schule-Materialien mit einem Teilprojekt unter Leitung von Prof.in Dr.in Sara Hägi-Mead (Institut für Bildungsforschung, Arbeitsbereich Mehrsprachigkeit in der Schule) mit.
Das „Teilprojekt BUW“ im Projekt Rucksack Schule bringt die wissenschaftliche Expertise entsprechend des aktuellen fachwissenschaftlichen Diskurses in den Materialentwicklungsprozess ein. Zusätzlich gehört es zum Projektaufgabengebiet der Fachwissenschaft sicherzustellen, dass die Materialien auch über die notwendige Offenheit für einen bundesweiten Transfer verfügen und die länderspezifischen Lehrplanvorgaben integrieren.
Finanzielle Förderung: Auridis Stiftung
Fördersumme: € 161.000
Laufzeit: 06/2021-12/2022
Sprachförderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Sprachsensibler Biologie- und Chemieunterricht - Kontext und Materialien interdisziplinär reflektiert
Projektleitung:
PD Dr. Corinna Peschel
Dr. Rosi Ritter
Projektbeschreibung:
Was verbirgt sich hinter diesem Projekt?
Naturwissenschaften zu lernen, bedeutet immer auch die disziplinspezifische Sprache lernen zu müssen. Für viele Lernende, insbesondere diejenigen, die im Bereich der Unterrichtsprache (noch) Unsicherheiten aufweisen, ist daher das Lernen von Naturwissenschaften besonders herausfordernd. So scheitern Schüler*innen mindestens so häufig am sprachlichen Zugang zu den naturwissenschaftlichen Inhalten wie an diesen selbst. Der zunehmenden sprachlichen Diversität der Lernenden muss also besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, um möglichst allen Lernenden Zugänge zum Lernen in den Naturwissenschaften zu ermöglichen.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Evaluierung von Unterrichtsstundenkonzepten und Strategien zur Förderung …
- der fach- und bildungssprachlichen Kompetenzen der Schüler*innen in Biologie und Chemie,
- der Sensibilisierung und sprachdidaktischen Professionalisierung der MINT-Lehrkräfte,
- interdisziplinärer Teams und durchgängiger Sprachbildung und
- der Kooperation zwischen didaktischer Forschung und pädagogischer Unterrichtspraxis für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung.
Im institutions-, disziplin- und fächerübergreifenden Dialog sollen Unterrichtsstundenkonzepte und Strategien zur Implementierung des sprachsensiblen Fachunterrichts konzipiert, erprobt und reflektiert werden. Der mit sprachsensiblem Fachunterricht assoziierte Aufwand gilt als größtes Hindernis für die Umsetzung. Daher liegt der innovative Fokus des Projekts darauf, die Praxisnähe und Effizienz aller Materialien und Strategien zu optimieren.
Beteiligte Partner*innen sind:
Universität Innsbruck, EduNet Europe gGmbH, Universität Wien, Bergische Universität Wuppertal sowie Schulen in Italien, Liechtenstein, Österreich und Deutschland
Laufzeit des Projektes ist auf 36 Monate angelegt und läuft vom 01.09.2020 bis 31.08.2023.
Fördernummer: 2020-1-AT-KA201-078144